Meine private Meinung zum Barcamp Renewables 2014:

 

„Schwarz-Weiß-Denken hilft niemanden  – und schon gar nicht der Energiewende.“

Austausch & Networking rund um die Themen erneuerbare Energien und Energiewende. Eingeladen sind alle Energiewende-Interessierten – egal ob Vertreter aus Unternehmen und Organisationen, Blogger und Multiplikatoren oder interessierte Privatleute“ – so heißt es in den einleitenden Worten zum BARCamp renewables, (#bc_renew) das am Freitag den 19. und Samstag den 20. September in der dritten Auflage in Kassel stattfand.

Anlass genug für mich, als Mitarbeiter eines Unternehmens, dass sich ausschließlich mit Themen der Energiewende befasst, der RWE Effizienz GmbH, sich dort mal blicken zu lassen. Den Barcamp-Freitag wollte ich komplett nutzen, um mich zu vernetzten und über die Dinge zu sprechen, die bei der RWE Effizienz gerade Thema sind. Und: es war nicht nur mein „erstes Mal“ auf dieser Veranstaltung, sondern auch das erste Mal, dass RWE über eine Tochtergesellschaft dort repräsentiert war. Allein dieser Umstand sollte im Laufe meines Besuchs für einige Irritationen sorgen.


Doch zunächst kurz zu den Rahmenbedingungen: Ich glaube, es gibt kein Land, in dem das Thema Energie, ihre Erzeugung und Nutzung so leidenschaftlich diskutiert wird wie in Deutschland. Die Teilnehmerzahl des Barcamp Renewables belegt dies; über 100 Menschen trafen sich in der „Solar Academy“ des Unternehmens SMA, um über die Energiezukunft Deutschlands zu diskutieren. Die Bandbreite reichte von Bloggern und Medienvertretern auf der Suche nach neuen Trends und Themen, idealistischen Aktivisten mit durchaus radikalen Ansätzen bis hin zu Vertretern kommunaler Projekte und natürlich kleinerer und größerer Unternehmen aus oder rund um die Energiewirtschaft.

bc_renewDie Sessionplanung spiegelte diese Vielfältigkeit auch wieder. Die Themen reichten von der Frage: „Was kostet Energie wirklich“, einer „Probefahrt im Elektroauto“ über „die Nutzung von Eis als Energiespeicher“ bis zur Suche nach dem „Columbus der Energiewende“ (Zitat: „der, der nach Westen segelte, um nach Osten zu gelangen“). Auch ich hatte „meine“ Themen, denn schließlich wollte ich die Dinge mit einbringen, an denen bei der RWE Effizienz aktuell gearbeitet wird: „Die Nutzung von SmartHome-Systemen zum Energie sparen“ und „Energiegenossenschaften – ein Modell für die Zukunft“. Beide Vorschläge stießen auf das Interesse des Plenums, so dass sie in zwei Sessions, also je 45-minütigen Diskussionsrunden, mündeten.

Inhaltlich möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu sehr auf meine Sessions eingehen – nur so viel: das Interesse war groß, speziell beim Thema SmartHome, und die Diskussionen kontrovers, genau so sollte es ja sein.

Viel interessanter als die inhaltliche Ebene war jedoch die emotionale Ebene, auf der allein schon die Anwesenheit eines Vertreters des „Unternehmens mit den 3 Buchstaben“ (in der Tat wollten einige Teilnehmer das Wort RWE nicht mal in den Mund nehmen) für Gesprächsstoff sorgte.

Zum Beispiel in der von mir angestoßenen Diskussion über die Energiegenossenschaften: Hier reichte das Feedback von „Irgendwie fühlt sich das ganz komisch an, das ein Unternehmen wie RWE jetzt auch Energiegenossenschaften unterstützt“ bis zu „Warum bist Du eigentlich hier? Willst Du hier unsere Ideen abgreifen?“ Ich konnte es nicht fassen: So viel Mißtrauen hätte ich nicht erwartet. Auch die Erklärung, das die RWE Effizienz im Projekt „Die Bürgerenergie“ bereits 6 Energiegenossenschaften im Konzern aktiv unterstützt, also längst in der Praxis angekommen ist, konnte nicht überzeugen.

Einen weiteren Höhepunkt erreichte das Schwarz-Weiß-Denken in der Diskussion um das angebliche „Greenwashing“, das RWE ja beispielsweise über seinen aktuellen TV-Spot transportiere. Für jemanden, der tagtäglich zusammen mit über 140 Kollegen an der Entwicklung und Vermarktung von Dienstleistungen und Produkten zur Steigerung der Energieeffizienz (bspw. RWE Energieberatung oder RWE SmartHome), neuen Art der Mobilität (RWE eMobility) oder dezentralen Nutzung von Energie (RWE HomePower Storage) arbeitet, ist so eine Aussage ein Schlag ins Gesicht. Ich fand es daher extrem wichtig und gut, dass mein direkter Einwand zu diesem Thema auch in einer relativierten Aussage gemündet ist. Mein Plädoyer an alle RWE-Kritiker: Lasst uns auf inhaltlicher Ebene diskutieren. Bitte guckt genau hin, folgt uns über soziale Medien wie Facebook, Google+ und Twitter und wir halten Euch auf dem Laufenden über unsere Arbeit!

Mein Fazit:

Es war ein richtiger und wichtiger Schritt, am Barcamp Renewables teilzunehmen, denn der Dialog zur Energiewende kann und sollte nicht ohne Vertreter der „großen Vier“ (schöne Grüße an die EnBW!) stattfinden. Schwarz-Weiß-Denken hilft keinem, denn bei den großen Unternehmen wie RWE hat sich definitiv etwas getan – die Arbeit und die Projekte der RWE Effizienz sind der beste Beweis dafür. Daher freue ich mich sehr auf die vierte Auflage dieser spannenden und sehr gut organisierten Veranstaltung (vielen Dank an die Energieblogger!) im nächsten Jahr. Vielleicht komme ich dann auch nicht mehr alleine…

 

9 Kommentare


  1. Offene Diskussion finde ich persönlich ja sehr gut und wichtig. Mir ist es auch ein Anliegen möglichst viele Menschen einzubeziehen. Ich fand daher die Vielfalt der Teilnehmer beim Barcamp sehr gut und sehr wichtig.

    Aber den Vorwurf des Greenwashings muss man sich als Konzern gefallen lassen, der so unterschiedliche Strategien verfolgt. Dazu gehört ja immer noch der Betrieb von Kohlekraftwerken, bzw. sogar der Neubau von Kohlekraftwerken.

    Zudem gelten die großen Energieversorger als die größten Blockierer und Bremser der Energiewende in der Politik. Wir haben aber auch erfahren, dass politische Entscheidungen neue Wege und neue Geschäftsmodelle eines Energieversorgers ausgebremst haben.

    Ich stelle es mir schwer vor für die Energiewende in einem großen Konzern zu arbeiten, der in so unterschiedliche Richtungen arbeitet.

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  2. Das einfache schwarz-weiß ist mit Sicherheit quatsch. Wenn aber die nötige Differenzierung jegliche Klarheit ausräumt, dann ist diese schädlich. So, wie ich es Dir auch in unserem guten und offenen Gespräch gesagt habe, stört mich der Betrieb von Kohlekraftwerken. Das Unternehmen mit den drei Buchstaben betreibt 12.985 MW. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, dann kann eine grüne Botschaft nicht mehr als gewaschen gelten. Ich finde es dennoch prima, wenn Deine Kollegen und Du die Energieeffizienz steigert.

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  3. Hallo Andreas und hallo Kilian,
    vielen Dank für Eure offenen Worte, in denen Ihr Euren Standpunkt nochmals klar gemacht habt. Die Diskussion zeigt mir, dass das Thema Energieerzeugung bei RWE polarisiert. Mir ist klar, dass man die Gesamtsituation im Dialog zur Energiewende nicht ausblenden kann.
    Als Mitarbeiter der RWE Effizienz habe ich natürlich das Thema Energieeffizienz im Fokus und möchte dieses, auch durch die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Barcamp Renewables, weiter im Dialog vorantreiben. Die Aktivitäten in diesem Bereich seitens RWE scheinen mir in der öffentlichen Wahrnehmung doch stark unterrepräsentiert und es bedarf – das zeigten auch die teilweise irritierten Reaktionen am Wochenende – noch jeder Menge Aufklärung. Ich kann und möchte nicht die Diskussion um die Energieerzeugung führen, auch wenn diese natürlich immer noch dominant erscheint; schließlich bin ich kein Pressesprecher des Konzerns. Ich kann mich jedoch zu den Dingen äußern, an denen ich arbeite. Auf dem Barcamp Renewables wurde dazu ein Anfang gemacht und diesen Dialog möchte ich fortführen. Ich werde auch gerne meine Erfahrungen und die geäußerten Meinungen im Rahmen meiner Möglichkeiten konzernintern weiter kommunizieren, auch dies kann ein kleiner Schritt zu einer Veränderung sein. In vielen Gesprächen mit Euch und anderen Teilnehmern ergab sich so der Tenor, dass die Mehrheit offen für und vor allem auch interessiert an den Projekten der RWE Effizienz ist – das war auch mein Ziel.
    Vielleicht fällt das Attribut „-washing“ dann irgendwann in der Diskussion auch mal weg – wer weiß?
    Viele Grüße
    Christoph

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  4. Hallo Christoph,
    ich bin auch sehr für eine offene Diskussion, wobei es sehr schwer ist die Stromerzeugung komplett auszublenden. Aber ich kann verstehen, dass es schwer ist als Mitarbeiter für alles im Konzern verantwortlich gemacht zu werden. Wir können auch gerne über Energieeffizienz diskutieren.

    Ich befasse mich selbst viel mit Energieeffizienz, sowohl im Haushalt als auch in der Industrie. In den nächsten Wochen werde ich mich mit den EU-Klimazielen für 2030 befassen und die Rolle der Energieeffizienz darin. Ein weiterer Schwerpunkt wird das Potential von „intelligenten“ Heizungsregelungen sein. Deine Session beim Barcamp habe ich leider nicht besucht, dazu hätte ich mich teilen müssen. Die von EnBW zu dem Thema war mir aber leider zu werblich.

    Schöne Grüße, Andreas

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  5. Christian Höhle

    Hallo Christoph,

    RWE ist ein riesiges Unternehmen, und die RWE Effizienz darin nur eine sehr sehr kleine Teileinheit. Der wesentliche Anteil der Geschäftstätigkeit von RWE ist bisher eben die Energieerzeugung. Genauso kommt es halt auch in der öffentlichen Wahrnehmung rüber und dementsprechend fallen natürlich auch die Reaktionen aus.

    Du bist aber in einem Geschäftszweig tätig, der für die Energiewende sehr wichtig ist. Seit wir aus verschiedensten Studien wissen, dass es langfristig ohne Kohle- und Kernenergie geht, wird sich der gesamtkonzern irgendwann mal von dem Geschäftsmodell der Energieerzeugung abwenden müssen. Bis dahin werden Energieeffizienz und auch die intelligente Koordination des „virtuellen Kraftwerks Deutschland“ immer wichtiger. Manche Aufgaben benötigen auch eine gewisse Größe, um kostengünstig zu sein wie methanisierung und die Rückverstromung, sodass es auch für die großen Energiekonzerne einen Platz in einer überwiegend dezentralen Energiewende geben wird.

    Danke für deinen Besuch und ich hoffe, dass die Bestrebungen bei RWE, diese neuen Geschäftsfelder zu erschließen, noch deutlich verstärkt werden.

    Sonnige Grüße,
    Christian

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  6. Dietmar

    Hallo Christoph,

    ich finde es richtig und sehr gut, dass du auf dem Barcamp dabei warst. Auch finde ich es richtig, dass du deine private Einstellung und deine Begeisterung für die Energieeffizienz (aus meiner Sicht glaubwürdig) nach vorne gestellt hast und damit dein Interesse und Anliegen untermauert hast.

    Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist deine Verwunderung, welche die Teilnahme eines Konzernmitarbeiters von RWE auf einer Veranstaltung zur dezentrale, erneuerbare und demokratischen Energiewende auslöst.

    Ich habe verstanden, dass die RWE effizienz GmbH ein eigenes Unternehmen ist und ein anderes Geschäftsmodell hat als die RWE Erzeugung . Ich habe auch verstanden, dass dort 140 Mitarbeiter nch deinen Aussagen zum Teil aus anderen Beweggründen arbeiten.

    Was sich aber nicht leugnen lässt ist, dass die RWE Effizienz GmbH ein 100 % iges Tochterunternehmen des Konzerns RWE AG ist. Dass die 140 Mitarbeiter sich im Verhältnis zu den > 66.000 Mitarbeitern des Konzerns (= 0,2 % der Belegschaft) eher klein ausnehmen und (zumindest bisher) nur für einen winzig kleinen Teil des Unternehmens stehen. Und dass der Großteil des Konzern-Jahresumsatzes von 54 Milliarden Euro nicht mit Effizienz-Dienstleistungen erzielt wurde sondern mit (vorwiegend fossiler/nuklearer) Energie (Strom-) erzeugung, – transport und – vertrieb.

    Das bedeutet, dass die Interessenslagen aus anderen (aktuell deutlich wichtigeren) RWE-Sparten letztlich auch die Gesamtstrategie und -aufstellung des Konzerns determinieren und dass eine Fernesehwerbung wie von RWE unter diesen Vorzeichen von manchen durchaus als „greenwashing“ angesehen werden kann.

    Verstehe mich nicht falsch: Ich finde es grundsätzlich richtig, darauf hinzuweisen, dass Konzerne mehr als die in der Öffentlichkeit diskutierten Geschäftsfelder haben. Ich würde mich auch darüber freuen, wenn RWE wirklich eine dezentrale, demokratische und erneuerbare Energielandschaft und den Umbau dahin nicht nur begleiten sondern forcieren würde.

    Leider wird dies aber aus der bestehenden Gesamt-Konzern-Situation nicht gehen (können). Zumindest auf absehbare Zeit nicht.

    Oder ich will es einmal anders formulieren: Würdest du den Ast absägen, auf dem du gerade sitzt?

    Es ist zwar legitim,dass ein Konzern seine Interessen gegenüber der Politik und den Menschen vertritt und hier versucht, alle Mittel auszuschöpfen. Das ist er auch seinen Mitarbeitern schuldig.

    Allerdings gibt es hier Grenzen, sowohl aus rechtlicher, moralischer und auch glaubwürdigkeitssicht. Und diese Grenzen sind aus Sicht vieler von RWE in den letzten Jahren oftmals überschritten worden. In Bezug auf das „greenwashing“ Ich könnte hier jetzt auf die gesamte Atomausstiegsthematik und Kohleproblematik eingehen, das wäre aber nicht zielführend.

    Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, für was und wo er seine Kräfte einsetzen möchte.

    Den Vorwurf des „Schwarz-weiß Denkens“ bei den Barcamp – Teilnehmern finde ich aus o.g. Gründen deshalb nicht gerechtfertigt, ansonsten müsstest du dir diesen auch selbst machen.

    Sonnige Grüße,
    Dietmar

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