Nervt die Ice Bucket Challenge?

„Hört auf mit dem Eiswasser und geht spenden!“ schreibt Peter Seiffert, seines Zeichens Redakteur in der scheinbar spaßfreien Online-Redaktion des Focus.
Nervt die Ice Bucket Challenge wirklich? Ich finde: Nein. Ganz im Gegenteil – die ewige Motzerei in Deutschland über derartige Themen nervt!

Zugegeben: mittlerweile dominiert sie die News-Streams der sozialen Medien und scheinbar hat beinahe jeder im Netzwerk schon einmal mitgemacht. Doch gerade das ist ja das Ziel der Aktion: sich per Schneeballsystem rasend schnell zu verbreiten und somit die Kernfunktion von Social Media, die virale Ausbreitung, zu nutzen. Ich glaube: die #icebucketchallenge wird zweifellos in die Geschichte der sozialen Medien eingehen.

Die Idee, das zunächst aus Spaßaktionen wie der Biernominierung bekannte Aufforderungsprinzip für eine Charity-Aktion zu nutzen, finde ich schlichtweg genial.

Warum? Aus mehreren Gründen:

  1. Die Idee ist einfach, von jedermann umsetzbar.
  2. Sie ist sehr zielführend, zumindest um den Bekanntheitsgrad von der bisher ein Schattendasein fristendenden Krankheit ALS zu erhöhen. Ich hatte zwar mal von ALS gehört, da es die Krankheit ist, die den Physiker Stephen Hawking lähmt, doch ehrlicher hatte ich die Sache und diesen Zusammenhang zwischenzeitlich wieder vergessen.
  3. Jeder ist gleich (nass…). Es macht einfach Spaß so viele verschiedene Menschen zu sehen, die sich – teilweise in voller Montur – den Eimer Eiswasser über den Kopf schütten, egal ob Prominenz, Nachbar, Chef(in) oder Kollege
  4. Interessanter Nebeneffekt: die Ice Bucket Challenge bringt das Thema Social Media wieder auf amüsante Weise in die Gesellschaftliche Diskussion. Selbst Oma und Opa, die mit Facebook & Co nichts am Hut haben fragen sich, warum sich Ihre Mitmenschen den Eimer Eiswasser über`n Kopf schütten und wie das mit den Nominierungen und so funktioniert.
  5. Das Warten auf die Erfüllung der Nominierung macht einfach Spaß!

Einige Punkte finde ich allerdings auch verbesserungswürdig:

  1. Die Verbindung der Aktion mit einer Spende für ALS-Organisationen scheint nicht jedem klar zu sein. Das zeigen die vergleichsweise mageren Spendenergebnisse in Deutschland.
  2. Die Aktion ist eng mit der Hilfe für ALS-Organisationen gekoppelt. So hatten es die „Erfinder“, u.a. der tragisch verunglückte Corey Griffin, beabsichtigt. Mittlerweile profitieren auch zahlreiche lokale Hilfsorganisationen von dem Phänomen, da viele Teilnehmer die Gelegenheit nutzen, um ein individuelles Spendenziel zu promoten. Das finde ich sehr schade, denn man kann darin (wenn man ganz, ganz kleinlich ist) eine Verletzung des geistigen Eigentums sehen. Wobei solche „Trittbrettfahrer“ immer noch zu den postivieren ihrer Art zählen.
  3. Einige Prommis (und auch local heros) übertreiben natürlich und nutzen die Sache für ihren Narzissmus. Ist aber auch zu verschmerzen, solange sie spenden.

Und: es bleiben einige spannende Fragen:

  1. Wie lange wird die Challenge noch ihre Kreise ziehen?
  2. Wird diese Aktion ein einmaliges Phänomen bleiben?
  3. Last but not least: werden die vielfach nominierten Vladimir Putin und der Papst tatsächlich mitmachen?

Übrigens: die von mir nominierte Eva Ihnenfeldt hat meine Nominierung abgelehnt. Sie hat in den Steadynews ihren Standpunkt zu dem ganzen Thema auf den Punkt gebracht. Eva, ich habe Riesenrespekt vor Deiner Entscheidung!

Interessante Links zum Thema:

http://www.alsa.org

http://www.dgm.org/ice-bucket-challenge-als-2014

Ausbreitung der icebucketchallenge als interaktive Karte

Meine Challenge:

2 Kommentare


  1. Hi lieber Christoph, ich bin Dir wirklich sehr dankbar, dass Du mich nominiert hattest (ist irgendwie wie bei Big Brother, so eine Nominierung…). Vorher war ich der ganzen Kampagne gegenüber sehr neutral eingestellt. Warum nicht? Habe ich gedacht. Erst als ich – ohne es zu wollen oder gefragt worden zu sein – zur Betroffenen wurde, war ich gezwungen, eine Meinung zu bilden. Danke dass Du mich dazu angeregt hast! Trotzdem würde ich in Zukunft bei Kettenbriefaktionen zunächst die „Zu Nominierenden“ fragen, ob sie auch Lust darauf haben. Und Du? Hast Du nun nichts gespendet? Oder hast Du Beides gewählt? Strafe und Spende?

    Antworten

    1. Hallo Eva, vielen Dank für den Kommentar. Leider komme ich erst jetzt dazu, Dir zu antworten. Zunächst zu Deiner Frage: Ich habe keinen der Nominierten vorher gefragt, weil ich davon ausgegangen bin, dass die Leute tatsächlich auch mitmachen. Der Überraschungseffekt „Huch, ich bin jetzt auch von dem und dem nominiert“ gehört für mich einfach dazu. Gespendet habe ich auch, an die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e.V. – dies gehört für mich absolut dazu.
      Dass die Icebucketchallenge mittlerweile sehr kontrovers diskutiert wird (was dem Ziel der Aktion, die Krankheit ALS ins Gespräch zu bringen sicher nicht schadet), finde ich gut. Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, ob er mitmacht oder nicht – ich glaube nicht, dass die Erfinder im Sinn hatten, damit eine Erpressungswelle zu starten ;-). Ich kann wirklich gar nicht einschätzen, ob so eine Sache noch einmal wiederholt werden kann. Es wird wahrscheinlich bei diesem einmaligen Phänomen bleiben, denn das Interesse der Menschen schlägt ja tatsächlich immer mehr von „coole Sache“ auf „jetzt nervt´s“ um – wobei ich der Meinung bin, dass man diese Welle, die jetzt weiter rollt, aushalten muss, denn man kann eine Kettenreaktion nicht künstlich aufhalten.

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